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Grosses Kino im Brandhaus Q

In der Ausbildung müssen die «Bilder» aus der Grundausbildung zu einem «Film» zusammengeführt werden, damit die Feuerwehrleute mit möglichst realitätsnahen Eindrücken den Kurs verlassen und die Erkenntnisse in den Einsätzen umsetzen. Aus diesem Gedanken heraus ist das Brandhaus Q entstanden – eine variable Bühne für kleine und grosse Szenarien aus einem möglichen Einsatzgeschehen.

Überraschung gehört zum Konzept


Schon bei der Anfahrt an den Einsatzort läuft nicht alles glatt. Mit den parkenden PKW wäre es für die Drehleiter schon eng genug, doch da vorne parkiert noch einer wild und versperrt die Durchfahrt. Der Puls steigt, bevor der eigentliche Einsatz beginnt.

Das Brandhaus Q hält viele Überraschungen für die übenden Feuerwehren bereit. Da gibt es statt der glatt geteerten Fläche Rasengittersteine oder Schotter, wo angeleitert werden soll. Und der Trupp im Innenangriff steht vor einer verschlossenen Tür, die erst einmal aufzuhebeln ist. Es sind solche kleinen Details, die in einer Einsatzübung Routinen unterbrechen und die Übenden herausfordern – wie im richtigen Einsatz.

Mindestens zwei Angriffswege bei allen Szenarien


Auch im Pyrodrom werden bereits Detaillektionen zusammengeführt. «Doch man kennt die Räume, und die Abläufe sind weitgehend gleich», erläutert Urs Kummer. Anders im Brandhaus Q. Wer im Untergeschoss einen Feststoffbrand löschen soll, weiss vorher nicht, ob der Brand rechts oder links im Raum ist und ob vielleicht ein Gitter im Weg ist, das bei der Übung zuvor nicht da war.

Zu jedem Raum führen mindestens zwei Angriffswege. Ergänzend zum innenliegenden Treppenhaus gibt es beispielsweise eine Anlieferungsrampe, eine Aussenfluchttreppe, wie sie viele Hotels haben, oder Zugangsmöglichkeiten über Balkone sowie durchs Dach, das erst aufgesägt werden muss. Dabei zeigt sich das Brandhaus Q immer wieder mit einem anderen Gesicht: als Mehrfamilienhaus, Gewerbegebäude mit Schreiner-Werkstatt oder Bürokomplex mit Pausenräumen.

Ein Durcheinander als wahre Herausforderung


Die Brandräume bis zum ersten Obergeschoss sind mit Schamottsteinen ausgekleidet, um darin Holzpaletten abbrennen zu können. Die Möblierung ist entsprechend spärlich, alles wirkt recht aufgeräumt. In den oberen Etagen, wo mobile Gasbrandstellen variabel eingesetzt werden, sind die Räume üppiger ausgestattet und bilden so noch realitätsnähere Wohn- und Arbeitsstätten nach. Die aktuelle Herausforderung am Interkantonalen Feuerwehr-Ausbildungszentrum ist die Konzeption eines Messi-Raumes – geordnete Unordnung für kontrollierbare Übungssituationen im Chaos.

Mehr als nur ein Brandhaus


Nicht bei jeder Übung muss es im Brandhaus Q brennen. Im Untergeschoss befinden sich zwei Räume mit abgetieftem Boden. Sie können einzeln oder korrespondierend geflutet werden. Doch bevor es ans Abpumpen geht, muss die eigene Sicherheit beachtet werden. Wo befindet sich das Elektrotableau? Gibt es eine eigene Stromerzeugung im Haus mit separater Schaltung? Immer wieder wird in den Übungen daran erinnert, die Einsatzsituation gesamthaft wahrzunehmen, Gefahren zu erkennen und frühzeitig darauf zu reagieren.

Üben, was im Einsatz absehbar vorkommt


Im Brandhaus Q sollen viele mögliche Einsatzsituationen abgedeckt werden. Bei der Entwicklung lieferten die Einsatzerfahrung und die Übungsbedürfnisse der Feuerwehren aus den Kantonen Solothurn, Basel-Landschaft und Basel-Stadt die Richtschnur. So wurde im Untergeschoss ein Anschluss für einen mobilen Grossventilator eingebaut, wie ihn Feuerwehren im Kanton Basel-Landschaft für grössere Bauprojekte vorschreiben. Was absehbar oft vorkommt, soll darstellbar sein – bis zum Hebebühneneinsatz auf 25 m Höhe. Wenn der Umgang mit Überraschungen nichts Aussergewöhnliches mehr darstellt, ist für den Einsatz viel gewonnen.