ifa_MAG_607_DRZ1.jpg

Robotik im Feuerwehr-Einsatz: Technologie hat Einfluss auf die Taktik

Bevor Feuerwehren das Potenzial von Robotern in grösserem Umfang nutzen können, sieht Robert Grafe, Geschäftsführer des Deutschen Rettungsrobotik-Zentrums (DRZ) in Dortmund, noch erheblichen Forschungs- und Entwicklungsbedarf. Dies bezieht er nicht in erster Linie auf die genutzten Technologien. Vielmehr geht es um Erfahrungen aus der Praxis, die durch Feldforschung und aus Einsätzen gewonnen werden sollen.

Vielseitige Einsatzmöglichkeiten für Roboter


Roboter könnten Feuerwehren in vier Bereichen unterstützen, so Robert Grafe, und erläutert diese anhand von Beispielen:

  • Roboter könnten die Sicherheit im Einsatz erhöhen, indem sie z. B. die Suche in einsturzgefährdeten Bereichen übernehmen.
  • Sie könnten neue Fähigkeiten einbringen, etwa die Erkundung aus der Luft.
  • Sie könnten Feuerwehren personell entlasten, indem sie Aufgaben wie den Personentransport übernehmen.
  • Sie könnten Kosten sparen, etwa wenn eine Lage durch den Einsatz von Robotern schneller erkundet und besser eingeschätzt werden kann.

Auf dem Weg dorthin seien noch einige Aufgaben zu lösen, zu denen die Feuerwehren einen wesentlichen Beitrag leisten können.

Der Einsatz von Robotern beeinflusst die Taktik

Wenn Feuerwehren Roboter einsetzen, können sich dadurch ihr Lagebild, ihre Handlungsoptionen und Befehlswege ändern. Als einfaches Beispiel nennt Robert Grafe den Einsatz einer Drohne zur Erkundung. Fliegt die Drohne voraus, so trifft sie möglicherweise vor dem ersten Gruppen- oder Zugführer an der Einsatzstelle ein. Wie und von wem sollen ihre Bilder dann genutzt werden? Soll derjenige, der die Drohne steuert, auf Basis seines Lagebildes die Fahrzeugaufstellung bestimmen? Oder leitet er die Daten an den Einsatzleiter weiter? Wie kommunizieren die beiden miteinander? Weder die Technik noch deren Hersteller können diese Fragen beantworten. Hier sind Feuerwehren gefordert.

Robotische Task Force in der Feuerwehr Dortmund

Die (Fort-)Entwicklung von Taktiken in Zusammenarbeit mit Feuerwehren ist laut Robert Grafe eine der wichtigsten Forschungsaufgabe des DRZ und betont die Notwendigkeit, statt Versuchen unter «Laborbedingungen» verstärkt Feldversuche voranzutreiben und Roboter in Einsätzen zu nutzen. Dabei favorisiert Grafe das Konzept einer robotischen Task Force, wie sie in Zusammenarbeit mit der Feuerwehr Dortmund testweise aufgebaut wurde. Konkret bedeutet dies, dass ein spezielles Fahrzeug für Robotik-Einsätze entwickelt wurde. Es dient aktuell als Drohnen-Träger-Fahrzeug, kann aber laut Grafe «noch viel mehr». Bei Grosslagen könnten sich auch andere Feuerwehren mit dieser Task Force in Verbindung setzen. Allerdings gebe es keine 24/7 Rufbereitschaft.

Bottom-up-Ansatz für den Feuerwehr-Einsatz mit Robotern


Robert Grafe vertritt einen Bottom-up-Ansatz, wenn es um die Forschung und die Integration von Robotik in den Feuerwehr-Einsatz geht. Das heisst: Nicht nur fragen, ob und wie vorhandene Robotiksysteme von den Feuerwehren genutzt werden könnten. Sondern umgekehrt fragen: Wozu brauchen die Feuerwehren Robotik und welche Technik muss dann für den jeweiligen Zweck entwickelt werden. Daher lädt er Feuerwehren zur Zusammenarbeit ein. Einsätze in Tiefgaragen stehen bereits auf der Themenliste des DRZ. Eine weitere Fragestellung wurde zu Einsätzen in unterirdischen Verkehrsanlagen an ihn herangetragen: Könnten Roboter für die langen Erkundungswege bei einem Ereignis in einem Bahntunnel eingesetzt werden? Grafe sieht die Option, sich zu diesem Thema mit Infrastrukturbetreibern zusammenzutun. Feuerwehren, die mit dem DRZ zusammenarbeiten und sich intensiver mit dem Einsatz von Robotik auseinandersetzen möchten, empfiehlt er die Mitgliedschaft im gemeinnützigen Trägerverein «Deutsches Rettungsrobotik-Zentrum e.V.».