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Schwierige Arbeitsbedingungen beim Tiefgaragenbrand

Die Freiwillige Feuerwehr Nagold wurde am 8. Juli 2023 nachts um 3:01 Uhr erstmals zu einem grösseren Brand in einer Tiefgarage unter einem Mehrfamilienhaus alarmiert. Die Bewohner des Hauses mit 16 Wohneinheiten hatten das Gebäude bereits verlassen. Am Ende des Einsatzes war Kommandant Thomas Reiff froh, dass niemand verletzt wurde, auch keine Einsatzkräfte, was bei einem solchen Einsatz nicht ungewöhnlich wäre. Seither geniesst das Thema Tiefgarageneinsätze eine erhöhte Aufmerksamkeit bei der Feuerwehr Nagold.

Hohe Belastung der Einsatzkräfte


Annähernd Null Sicht, hohe Temperaturen und die lauten Alarmanlagen der Autos in der Tiefgarage waren für die Einsatzkräfte bei dem Versuch, zu einem Löschangriff vorzurücken, eine hohe Belastung. Die Wärmebildkamera zeigte 800 bis 900 °C. Kurz nach Beginn des ersten Eindringens in die Tiefgarage durch das Garagentor musste vorerst der Rückzug angetreten werden. Mit einem Be- und Entlüftungsgerät konnte Rauch abgesaugt und die Temperatur reduziert werden, so dass ein erneutes Eindringen der Einsatzkräfte in die Tiefgarage möglich wurde.

Brandbekämpfung von aussen

Als Flammen aus einem Lüftungsschacht schlugen, musste der Brand von aussen eingedämmt werden. Dazu wurde der Schacht mit Mittelschaum geflutet. Der Schaum breitete sich in der Tiefgarage aus, so dass sich in der gesamten Tiefgarage heißer Wasserdampf bildete. Daher musste der Löschangriff in der Tiefgarage kurzzeitig unterbrochen werden.

38 Atemschutzgeräteträger im Einsatz

Insgesamt waren aufgrund der hohen Wärmebelastung nur kurze Aufenthalte in der Tiefgarage möglich, was zu einem hohen Personalbedarf führte: 38 Atemschutzgeräteträger waren im Einsatz. Ihre Einflaschengeräte reichten aus, weil nicht die Reserve an Atemluft, sondern die Wärmebelastung die Einsatzzeit begrenzte.

«Wanderndes» Feuer irritiert Einsatzkräfte

Bei ihrem Löschangriff – noch immer unter schlechten Sichtbedingungen – hatten die Einsatzkräfte den Eindruck, das Feuer wandere. Es wurde links und rechts, vorne und hinten wahrgenommen. Zu diesem Zeitpunkt war noch nicht klar, dass das Feuer insgesamt 8 PKW und ein Motorrad erfasst hatte.

Massive Strukturschäden am Gebäude


Bereits während des Einsatzes zeigten sich Risse im Gebäude. Ergänzend zu einem Statiker unter den Einsatzkräften wurde über die Hausverwaltung ein Statiker mit Gebäudekenntnissen angefordert. Beide bestätigten, dass das Gebäude lokal erhebliche strukturelle Schäden aufwies. In der Tiefgarage gab es starke Abplatzungen an der Decke und an Betonträgern. Eine akute Einsturzgefahr wurde nicht angenommen.

Hohe Kohlenmonoxid-Konzentrationen im Haus

Die Schleuse zwischen Tiefgarage und Treppenhaus hielt Stand, so dass das Treppenhaus während des Einsatzes rauchfrei blieb. Dennoch war ein Betreten der Wohnungen, um wichtige Gegenstände zu sichern, nur unter Atemschutz möglich: Im gesamten Haus wurden hohe Kohlenmonoxid-Konzentrationen gemessen. Das Gas hatte sich offenbar durch die Decken ausgebreitet. Zudem war Rauch aus Steckdosen in die Wohnungen gedrungen.

Vorbereitung auf Tiefgaragen-Einsätze


Thomas Reiff betonte am Ende seines Einsatzberichtes, dass die Vorbereitung auf Tiefgarageneinsätze nun verstärkt auf der Agenda stehe: Die Eindringtiefen sind grösser als bei einem Wohnungsbrand. Die hohen Temperaturen und der extrem dichte Rauch belasten die Einsatzkräfte stark. Die strukturellen Schäden am Gebäude können schnell bedrohliche Ausmasse annehmen. Zudem erschwert die Geräuschkulisse (Alarmanlagen) die Arbeit deutlich. Sich auf diese erschwerten Arbeitsbedingungen vorzubereiten, ist ihm ein wichtiges Anliegen.

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