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Weshalb aus unseren Übungstunnelanlagen nur weisser Rauch aufsteigt

«Weshalb verwendet Ihr nur weissen und keinen schwarzen Übungsrauch?» Diese Frage stellen viele Kursteilnehmer, die sich auf unseren Übungstunnelanlagen auf Einsätze vorbereiten. Die einfache Antwort lautet: Weil weisser Übungsrauch bei richtiger Anwendung weder für die Gesundheit noch für die Umwelt schädlich ist und für unsere Ausbildungsziele vollkommen ausreicht. In diesem Beitrag erläutern wir die Vorteile von weissem Übungsrauch und geben Hinweise für die Verwendung von Nebelfluiden für Einsatzübungen am Standort. 

Bei richtiger Anwendung ist Übungsrauch sicher


Kunstnebel, auch Bühnenrauch oder Disconebel genannt, wird mit Maschinen erzeugt, die eine Glykol-Wasser-Mischung oder Weissöle verdampfen. Wir bezeichnen diesen Nebel als Übungsrauch, weil er bei unseren Übungen Brandrauch simuliert.

Die International Fire Academy verwendet nur Glykol-Wasser-Fluide, weil sie bei richtiger Anwendung weder Gesundheit noch Umwelt gefährden. Ein weiterer wesentlicher Vorteil der Glykol-Fluide ist, dass sie praktisch keine Rückstände in den Übungstunnelanlagen hinterlassen und deshalb auch keine Rutschgefahr entsteht.

Zu jedem Fluid gibt es Sicherheitsdatenblätter der Hersteller, die die zulässigen Verwendungszwecke, die sichere Handhabung und eventuelle Gefahren aufzeigen. Vorsicht ist immer beim Umgang mit dem unverdünnten Fluid angebracht. Es darf nicht in die Augen gelangen, nicht verschluckt werden und kann Hautreizungen verursachen. Der Übungsrauch gilt als unbedenklich, solange er in den Nebelmaschinen nicht überhitzt wird, denn bei zu hohen Temperaturen können krebserregende Substanzen gebildet werden.

Allergische Reaktionen und Angstzustände sind möglich


Völlig risikofrei sind die Fluide allerdings nicht. Die Feuerwehr-Unfallkasse Nordrhein-Westfalen berichtet von mindestens einem Fall, in dem Übungsrauch bei einem Verletztendarsteller heftige allergische Reaktionen ausgelöst hat. Einige Hersteller weisen in ihren Sicherheitsdatenblättern ausdrücklich darauf hin, dass die Sichtnahme, zumal in engen Räumen, Angstreaktionen auslösen kann. Praktische Konsequenz: Man sollte Verletztendarsteller während der Übung keinesfalls unbeaufsichtigt lassen, sofern sie nicht über entsprechende Erfahrungen verfügen und den Übungsrauch bereits problemlos vertragen haben.

Die österreichische Allgemeine Unfallversicherungsanstalt hat eine umfassende Dokumentation zum sicheren Umgang mit Nebelfluiden mit wertvollen Praxistipps und Hintergrundinformationen erstellt, die hier kostenfrei heruntergeladen werden kann.

Auch bei Übungsrauch gilt: Wenn schwarz, dann giftig


Um dunklen oder gar schwarzen Nebel zu erzeugen, müssten den Fluiden Farbpartikel beigesetzt werden, die mehr oder weniger stark gesundheitsschädlich sind. Dagegen könnten sich die Kursteilnehmer zwar mittels Atemschutzgeräten wirksam schützen. In vielen Ausbildungsphasen, in denen immer noch Restmengen des Übungsrauches «in der Luft hängen» können, wird jedoch kein Atemschutz getragen – beispielsweise beim Rückbau von Leitungen oder bei Übungsbesprechungen.

Um jede Gefährdung von Kursteilnehmern und Mitarbeitenden zu vermeiden, setzt die International Fire Academy deshalb in den Übungstunnelanlagen und im Übungsparkhaus ausschliesslich reine Glykol-Wasser-Gemische ohne jede Beimischung von Farb- und Duftstoffen ein. Zudem gibt es noch einen technischen Grund. Die Farbpartikel könnten die Gas- und Temperatursensoren unserer Brandsimulationsanlagen zusetzen und unbrauchbar machen.

Den Tastsinn im weissen Übungsrauch trainieren


Weisser Übungsrauch ist nicht realistisch, weil echter Brandrauch dunkel ist und erheblich dichter sein kann. Die simulierte Verrauchungssituation ist jedoch genügend realitätsnah, um wichtige Lerneffekte zu provozieren, zumal bei völliger Dunkelheit. Wird die Sicht so weit reduziert, dass allenfalls noch das unmittelbare Umfeld im Schein der Handlampen visuell erfasst werden kann, müssen die Übenden ihre Tastsinne schärfen, um zum Beispiel Hindernisse zu erkennen oder Personen am Boden aufzuspüren. Sie lernen dann auch sehr schnell, die Suchstöcke richtig einzusetzen.

Für die richtige Menge Übungsrauch gilt: Ausprobieren!


Für Übungen am Standort empfehlen wir aufgrund ihrer oben beschriebenen Vorzüge die Verwendung von Glykol-Wasser-Fluiden, wie sie von den meistern Feuerwehrausrüstern angeboten werden. Nach unseren Erfahrungen können auch mit relativ kleinen Maschinen schon gute Effekte erzielt werden. Wie viel Fluid für einen ausreichend dichten Nebel benötigt wird, hängt von vielen Faktoren ab bis hin zu den Witterungsbedingungen. Bewährt hat sich, die Maschinen zunächst nur kurz laufen zu lassen und dann zu beobachten, wie sich der Übungsrauch ausbreitet. Oft ist die Verrauchung nach einiger Zeit stärker als erwartet. Also: einfach ausprobieren.

Ventilatoren helfen Verrauchung zu optimieren

Mit Lüftern kann der Rauch schneller verteilt und so die Verrauchung optimiert werden. Die International Fire Academy verwendet dazu fest in die Flightcases eingebaute Ventilatoren. Mit den üblichen Feuerwehrlüftern lassen sich ebenfalls gute Ergebnisse erzielen.

Wenn der Übungsrauch zu schnell aus dem Übungsobjekt abzieht, kann dies zum Beispiel mit grossen Abdeckplanen verhindert werden. Auch hier gilt: ausprobieren!