Sind SOS-Nischen in Strassentunneln sichere Bereiche? Auf diese Frage gibt es eine klare Antwort: Nein! Deshalb müssen sie bei Brandeinsätzen von der Feuerwehr nach Menschen abgesucht werden. In diesem Magazinbeitrag erläutern wir, wie und warum Tunnelnutzer SOS-Nischen nutzen können sowie die Unterschiede zwischen SOS-Nischen und Notausgängen.
Schutz gegen Lärm, nicht gegen Rauch
Die Türen von SOS-Nischen sind nicht rauchdicht. Die Kabinen selbst sind nicht überdruckbelüftet und deshalb keine sicheren Bereiche. Sie dämpfen aber erheblich den durch Lüftungsanlagen und Verkehr erzeugten Lärm. Dadurch wird die Kommunikation mit der Einsatzzentrale über die einfach zu bedienende Sprecheinrichtung erleichtert. Im Schrank neben dem SOS-Telefon befinden sich i. d. R. zwei Feuerlöscher. Weitere technische Installationen in der SOS-Nische sind für Tunnelnutzer und Einsatzkräfte irrelevant.


SOS-Nischen müssen abgesucht werden
Trotz deutlicher Warnhinweise ist nicht auszuschliessen, dass Tunnelnutzer in einer SOS-Nische verbleiben. So rettete zum Beispiel die Feuerwehr Zedernhaus beim Brand im Tauern Strassentunnel am 29. Mai 1999 drei Menschen im dichten Rauch aus einer SOS-Nische.

Die Gründe, weshalb Menschen in einer SOS-Nische verbleiben, können sehr unterschiedlich sein. Sie können Angst haben, unsicher sein oder die Warnhinweise nicht richtig verstanden haben. Es kann auch sein, dass sich die Röhre vor der Nische während des Notrufgesprächs mit schwarzem Rauch gefüllt hat und es den Nutzern weniger gefährlich erscheint, in der SOS-Nische zu verbleiben als in den Rauch zu gehen. Wie auch immer: Die SOS-Nischen müssen von den Such- & Rettungstrupps abgesucht werden.
Notausgänge führen zu sicheren Bereichen
SOS-Nischen sind in den meisten europäischen Ländern orange markiert. Notausgänge sind entsprechend der europäischen Tunnel-Richtlinie in allen EU-Ländern und in der Schweiz grün markiert. Sie führen immer direkt in oder zu einem sicheren Bereich – sei es in einen Sicherheitsstollen, einen Schutzraum, eine Parallelröhre oder direkt ins Freie.

Notrufeinrichtungen oft auch beim Notausgang
In der Regel befinden sich auch bei den Notausgängen SOS-Sprechstellen. Um einen Notruf über die tunnelseitigen Kommunikationseinrichtungen abzusetzen, muss also nicht zwingend die SOS-Nische genutzt werden. Diese Sprecheinrichtungen können übrigens auch von Einsatzkräften genutzt werden, falls zum Beispiel der Tunnelfunk für die Ereignisdienste ausfällt.

Kenne deinen Tunnel
Die International Fire Academy empfiehlt Feuerwehren regelmässige Begehungen der «eigenen» Tunnelanlagen. Nur so können sich Einsatzkräfte mit den Sicherheitseinrichtungen vertraut machen. Bei solchen Begehungen können die Feuerwehrangehörigen dann beispielsweise auch erfahren, dass eine Plastikhülle über einem Hydranten keineswegs bedeutet, dieser sei ausser Betrieb. Die Hülle dient allein als Schutz gegen die Verschmutzung des Hydranten durch den alltäglichen Fahrbetrieb.

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