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Checkliste zur Informationsbeschaffung bei Feuerwehreinsätzen in Bahntunneln

Für die Leitung von Einsätzen in Bahntunneln werden sehr viele Information benötigt. Um die Informationsbeschaffung zu unterstützen, hat unser Didaktik- und Entwicklungsteam eine Checkliste für solche Einsätze entwickelt. Diese wurde in Führungskursen Bahn erfolgreich getestet und steht im Bereich «Wissen»unserer Website zum kostenfreien Download bereit. In diesem Magazinbeitrag zeigen wir den Aufbau der Checkliste und geben Hinweise zur Nutzung.

Praxisorientierte Gliederung der Checkliste


Die Checkliste für die Informationsbeschaffung ist in fünf Abschnitte gegliedert:

  • Infrastruktur
  • Gefahren
  • Erforderliche Eindringtiefe
  • Rettungsaufwand
  • Ressourcen

Für jeden Abschnitt sind die zu beschaffenden Informationen als Stichpunkte aufgeführt, die Informationen können daneben für beide Portale eingetragen werden.

Infrastruktur und Gefahren


Im Abschnitt Infrastruktur werden im Zuge der Einsatzplanung der Name und die technischen Daten des Tunnels sowie wichtige Kontakte bzw. Verbindungen, beispielsweise zu Vertretern der Infrastrukturbetreiber und Partnerorganisationen eingetragen.

Auf jeder Portalseite wird eine Checkliste geführt, in die sowohl die Informationen der eigenen Portalseite als auch zum Teil die der «Gegenseite» eingetragen werden. Die Informationen der jeweils anderen Portalseite werden per Funk oder Telefon abgefragt. Nur so ist z. B. sicherzustellen, dass die Gleise auf beiden Seiten gesperrt und die Fahrleitungen beidseitig ausgeschaltet und geerdet sind. Erst dann darf der Tunnel betreten werden. Das Gefälle im Tunnel wird bereits im Rahmen der Einsatzvorbereitung festgestellt; im Einsatz ist jedoch in Abhängigkeit der Lage des Havaristen festzustellen, ob sich der Havarist aufgrund des Gefälles in Bewegung setzen könnte oder ob austretende Flüssigkeiten den Einsatzkräften entgegenfliessen könnten. Informationen zu potentiellen Gefahrgütern können erst im weiteren Einsatzverlauf gewonnen werden.

Erforderliche Eindringtiefen


Wo sich Anströmseite und Abströmseite ausbilden, ist daran zu erkennen, auf welcher Seite Rauch austritt und wo nicht. Dazu tauschen die Einsatzleitungen ihre Beobachtungen aus. Aus dem Standort des Zuges ergeben sich die erforderlichen Eindringtiefen, also die Distanzen von den Portalen oder einem seitlichen Zugang zur jeweiligen Einsatzstelle. Dabei ist zu bedenken, dass Züge derzeit bis zu 740 Meter lang sein können.

Angenommen, es brennt der letzte Wagen eines Güterzuges: Dann gilt als Eindringtiefe zunächst der Weg bis zum havarierten Zug. Je nach Fahrtrichtung des Zuges erreichen die Einsatzkräfte beispielsweise den brennenden Güterwagen oder sind erst an der Zugspitze angelangt. Der Weg zur Brandstelle kann dann nochmals bis zu 740 m länger sein. Die Fahrtrichtung des Güterzuges frühzeitig zu wissen ist auch deshalb von Interesse, weil dies das Auffinden des Lokführers erleichtert, der sich wahrscheinlich in oder nahe bei der Lokomotive aufhält. Er benötigt möglicherweise Hilfe oder kann im besten Fall weitere Informationen geben und bei der Ereignisbewältigung unterstützen.

Rettungsaufwand und Ressourcen


Der Rettungsaufwand bestimmt entscheidend die weiteren Einsatzmassnahmen und erforderlichen Kräfte und Mittel. Er wird anhand der Informationen über die Zugart, die Anzahl der betroffenen Personen und auch davon bestimmt, ob sich noch weitere Züge im Tunnel befinden.

Informationen über die einsetzbaren Ressourcen stehen teilweise bereits vor dem Einsatz zur Verfügung, etwa über Wasserbezugsorte oder Transportmittel. Sie sollten – wie die Tunneldaten – bereits im Rahmen der Einsatzplanung eingetragen werden. Die voraussichtliche Eintreffzeit eines Lösch- und Rettungszuge ist situativ im Einsatz beim Infrastrukturbetreiber zu erfragen. Ist kein Einsatz von Lösch- und Rettungsfahrzeugen vorgesehen, können im Zuge der Einsatzplanung andere Einsatzmittel wie z. B. ein Zweiwegefahrzeug eingetragen werden.

Checkliste an den eigenen Tunnel anpassen


Die Checkliste Bahn wurde als Excel-Tabelle erstellt. Sie kann im Bereich «Wissen» heruntergeladen und im Rahmen der Einsatzvorbereitung mit den technischen Daten der jeweiligen Tunnelanlage sowie den Angaben zu den verfügbaren Ressourcen vorausgefüllt werden. Die Liste kann darüber hinaus an die ortsspezifischen Bedürfnisse angepasst werden. Wir empfehlen, die entsprechend bearbeitete Liste bei Übungen zu testen und sie dann ausgedruckt für den Einsatzfall vorzuhalten.

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...über Einsätze, Lehrunterlagen, Technik, bewährte Einsatzmittel, Gefahren und andere feuerwehrrelevante Themen in unseren zahlreichen Magazinbeiträgen.